,,Ich bin wieder dahaaa!“, Reik rief wie immer durch´s Haus während Laika freudig an ihm hochsprang. Seine Mutter hatte etwas vom Mittagessen für ihn aufgehoben. Seufzend schob Reik den Teller in die Mikrowelle. Am Tisch saß mampfend sein älterer Bruder Henk. ,,Na, auch schon da?”, grüßte er nuschelnd. ,,Siehst nicht so fit aus wie sonst. Du denkst zu viel nach!“ ,,Ich glaube, ich hab´ sie gefunden.”, erwiderte Reik leise. ,,Wen?“ ,,Die Frau, die mich will und die ich will…” ,,Reik, du liest zu viele Geschichten! Du glaubst doch nicht im Ernst, dass jemand mit Deinen Spezialinteressen eine hübsche junge Dame anzieht. Wie hast du sie denn kennen gelernt? Wie sieht sie aus? Wie alt ist sie?“ Reik erzählte Henk wie seine Begegnung mit Asena verlaufen war und was ihm durch den Kopf ging. Sein älterer Bruder war schon immer ein guter Zuhörer gewesen. ,,Lass´ die Finger von ihr, die ist ein hoffnungsloser Fall und viel zu jung für dich! Du ersparst dir viel Ärger, Zeit, Kraft und Nerven wenn du es lässt!” ,,Aber ich spüre, dass ich der Einzige bin, der ihr helfen kann. Die Kleine landet am Ende noch in prekären Kreisen und wird dann so lange dort weitergereicht bis sie gar keinen Lebensmut mehr hat…“ ,,Dann frag doch Mutter, was die dazu sagt, die erzählt dir bestimmt das Gleiche.” Henk verließ wütend die Küche während die Mikrowelle leise summte. Irgendwie hatte Reik jetzt keinen Hunger mehr. Am Liebsten wollte er direkt mit seiner Mutter sprechen. Er fand sie draußen im Garten.
,,Henk hat Recht, doch ich verstehe deinen Wunsch zu helfen. Platz genug haben wir hier ja, sie könnte Sivas altes Zimmer beziehen, doch vielleicht lädst du sie erst einmal zu uns nach Hause ein zum Abendessen. Dann kann ich mir selber ein Bild von der jungen Dame machen. Mit 14 ist sie ja auch noch gar nicht mündig. Eigentlich müsste ich auch noch einmal mit ihren Eltern sprechen. Einfach so sie hier aufnehmen geht schonmal nicht. Da mache ich mich der Kindesentführung strafbar.“ ,,Aber sie hat sonst niemanden Mama, sie hat eine Familie, doch der ist sie offenbar komplett egal. Ihre Meinung zählt nichts, und auch sonst ist sie dort nur wie eine Haushälterin. Ihre Eltern drängen sie aus ihrem Hobby etwas zu machen, weil dies ja ach so teuer ist und selbst studieren wird sie nicht dürfen, obwohl sie sehr klug ist. Sie wird klein gehalten und soll kuschen. Das ist doch kein Leben für ein Kind! Du hast selbst mal gesagt, man muss helfen wo man kann und das ist DIE Gelegenheit es zu tun!” ,,Gibt es einen Tag in der Woche, an dem sie abends unterwegs ist?“ ,,Ja, am Donnerstag ist immer Chorprobe zu der sie geht.” ,,Wie kommt sie dorthin?“ ,,Sie wird gebracht. Zurück fährt sie immer spät abends mit einer Freundin der Familie.” ,,Gut, dann besprich bitte mit ihr, dass sie am nächsten Donnerstag Abend ganz normal zur Chorprobe fahren soll. Von dort holst Du sie ab und fährst sie zu uns. Später kannst Du Asena dann rechtzeitig wieder dorthin bringen, damit sie vor der Tür auf ihre Mitfahrgelegenheit warten kann.“ ,,Mama, du bist klasse! Dankeschön!”, Reik umarmte seine Mutter feste und drückte ihr einen Knutscher auf die Wange. ,,So machen wir das. Du wirst sehen. Asena ist ein wundervoller Mensch, der es verdient hat in Frieden und mit Liebe zu wachsen und zur Schule zu gehen.“ ,,Jaja, wir werden sehen. A pro pos: Hast du gar keine Hausaufgaben aufbekommen?” ,,Mama! Ich bin doch schon volljährig!“ ,,Na trotzdem bin ich noch immer deine Mutter und du wohnst bei mir. Also bin ich wohl doch ein wenig verantwortlich, oder?” ,,Schon gut!“ Reik trollte sich in sein Zimmer. Er freute sich auf den nächsten Schultag, an dem er mit Asena den Plan besprechen konnte. Hoffentlich wäre sie dazu bereit.